Inflation in Deutschland auf höchstem Stand seit Juni 1992

Donnerstag, 10.02.2022 – 10:01 Uhr

Die Inflationsrate in Deutschland entfernt sich immer weiter vom Zwei-Prozent-Ziel der EZB. Im Dezember legten die Verbraucherpreise nach vorläufigen Angaben um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.

Hauptverantwortlich für die hohe Inflation waren im Januar 2022, erneut die stark gestiegenen Energiekosten, die um 18,3 Prozent höher lagen als ein Jahr zuvor. Inzwischen hat sich der Anstieg der Energiepreise allerdings wieder etwas abgemildert. So war dieser im Dezember 2021 noch 22,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Nahrungsmittel verteuerten sich im Dezember um 6,0 Prozent, nach 4,5 Prozent im November, die Warenpreise stiegen im Dezember insgesamt um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und Dienstleistungen um 3,1 Prozent.

Damit hat die Inflationsrate den höchsten Stand seit 29 Jahren erreicht. Zum letzten Mal sind die Verbraucherpreise im Juni 1992 so stark gestiegen. Damals hatten die Preise mit einer Jahresrate von 5,8 Prozent zugelegt.

Auch in der Eurozone liegt die Inflationsrate insgesamt deutlich über dem EZB-Ziel von zwei Prozent. So betrug diese im Dezember 4,9 Prozent. Die Inflationsdaten für Januar werden am morgigen Freitag veröffentlicht. Erwartet wird, dass die Inflationsrate von 5,0 Prozent auf 4,9 Prozent leicht gesunken sein dürfte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bisher Zinserhöhungen im Jahr 2022 trotz der hohen Inflation eine Absage erteilt.

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Nord Stream 2 und das Säbelrasseln an der Krim

Donnerstag, 03.02.2022 – 9:11 Uhr

Nord Stream 2 und das Säbelrasseln an der Krim

Neue Rekorde hatte der europäische Gaspreis zwar nicht erreicht. Trotzdem sprang der Preis um fast 20 % nach oben. (siehe Chart)

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Was war da los? Ursächlich liegt es an der Zertifizierung der neuen Pipeline – Nord Stream 2. Diese verzögert sich, weil nach aktuellem EU-Recht, Netzbetreiber und Lieferant nicht das gleiche Unternehmen sein dürfen. Diese Bedingung wird momentan nicht erfüllt, da Gazprom als Lieferant, auch ein Großteil der Pipeline gehört. Das ist nicht EU-Konform.

Nun muss ein Teil der Pipeline zunächst ausgegliedert und in eine deutsche Gesellschaft übernommen werden. Ohne diese Übernahme wird weiter kein Gas fließen.

Die Zertifizierung unterliegt momentan also einem Verfahrensfehler und nicht wie manche denken, an den drohenden Sanktionen Russlands oder vielmehr noch an den Vorbehalten anderer europäischer Länder.

Das Zertifizierungsverfahren wurde also vorläufig ausgesetzt und die Kritiker der Pipeline feiern das natürlich. Nach Inbetriebnahme der Pipeline könnte Russland über 50 % des Gas-Bedarfs der EU decken. Dieser Marktanteil wird in Zukunft aber wieder sinken, weil die Gasimporte tendenziell steigen. (siehe Diagramm)

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Erdgas ist überdies die Brückentechnologie in der Energiewende. Die EU wird also, sollte die Aufnahmefähigkeit nicht weiter ausgebaut werden, aus anderen Ländern mehr importieren. Auf dem Weg fällt dann der russische Marktanteil auf natürliche Art wieder zurück.

Zuletzt aber lagen die Importwerte bis zum Ende des dritten Quartals unter denen des Vorjahres.

Die Gasspeicher sind zugegebenermaßen nicht leer, das Niveau allerdings liegt mit 20 % wesentlich unter dem des Vorjahres. Im Winter wird bei uns immer mehr Gas verbraucht als importiert werden kann, dadurch leeren sich die Speicher. Gewöhnlich sinkt die Reserve im Winter so um ca. 50-75 %. Da die Speicher nun aber leerer sind als sonst, könnte Gas bei einem langen – kalten Winter richtig knapp werden.

Weitreichende Stromausfälle und kalte Gasheizungen, möchte natürlich niemand, auch Russland nicht. Unabhängig davon bedeuten die bestehenden Kapazitäten rund um Nord Stream 2 viel Geld für Russland. Sollte Russland also, wie ihm vorgeworfen wird, zu wenig Gas liefern, untergräbt dies die Souveränität des Landes weiter. Man möchte einfach einen zuverlässigen Lieferanten.

Russland stellt sich wiederum auf den Standpunkt, dass die EU innerhalb kurzer Zeit sowieso keine Alternativlösung hat. Und baut einfach, um die Zertifizierung von Nord Stream 2 zu erzwingen, über geringere Gaslieferungen Druck auf. Wer allerdings glaubt so Dampf machen zu können, hat noch keine Bekanntschaft, mit der deutschen Bürokratie gemacht.

Russland kann die bekannten Daumenschrauben noch so fest anziehen, es nützt alles nichts. Abgesehen davon ist unterdes nicht klar, warum sich Russland so konfliktbereit zeigt. Putin sitzt wie Dagobert auf Bergen von Geld, diese Rücklagen sind absolut unnötig. (Devisenreserven, Grafik 3).

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Der Kerngedanke dieser Thematik beinhaltet neben der Verzögerung der Inbetriebnahme auch, je länger Nord Stream 2 nicht in Betrieb geht, umso größer wird die Gefahr, dass es gar nicht mehr dazu kommt. Das wäre aber nicht im geostrategischen Interesse Russlands. Über das Transitland Ukraine, wird derzeit so viel Gas nach Europa geliefert, wie möglicherweise bald auf dem direkten Weg durch die Nord Stream 2 Pipeline. Die Transitalternative Russlands allerdings, lässt die Abhängigkeit der Ukraine stark schwinden und auch zusätzliche Sicherheitsgarantien wegfallen.

Man kann also gespannt sein, wie sich die Situation fortsetzen wird.

v. Maximilian Meuche